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St. Pöltens gute Seite

News from Youth

Text Wolfgang Matzl
Ausgabe 09/2005
Jugendliche gut erzogen? So lautet das Thema einer aktuellen Umfrage. Ein kritischer Blick auf die Ergebnisse ist notwendig.Ein Drittel der österreichischen Jugend hält sich laut dieser Umfrage für „sehr gut erzogen“, das wollen jedoch nur vier Prozent der Erwachsenen bestätigen. 44 Prozent halten sich überdies für sehr verlässlich – aber nur acht Prozent der Erwachsenen würden das über den Nachwuchs sagen. Und während sich 42 Prozent der Erwachsenen als tolerant bezeichnen, gestehen ihnen nur 15 Prozent der Jugendlichen diese Eigenschaft zu. Wie erklärt sich die Diskrepanz, warum klaffen Selbst- und Fremdbild so weit auseinander? Eine Erklärung liegt in der unscharfen Definition der Umfrage: Was heißt gut erzogen? Wie misst man den Grad der Verlässlichkeit? Was bedeutet Toleranz? Diese Fragen beantwortet zunächst einmal jeder für sich selbst, und so wird klar: wenn man unter gut erzogen versteht, dass Normen, Werte und Weltanschauung unkritisch und unreflektiert übernommen worden sind, dann würde auch ich bestätigen, dass nur wenige Jugendliche „gut erzogen“ sind. Gottseidank. Jugendliche sind heute kritischer und reflektierter als ihre Eltern es waren. Sich mit dieser Tatsache auseinander zu setzen fällt vielen der älteren Generation schwer, die Abwertung ist einfacher. Und umgekehrt fehlt manchmal auch das Verständnis für die Oldies mit ihren Zwängen, Ängsten und Spiessigkeiten. Diese Ausgangslage für den Generationenkonflikt ist ja auch nichts Neues. „Unsere Gesellschaft ist zum Untergang verurteilt, wenn wir die schrecklichen Taten unserer Jugend nicht unterbinden!“ lautet eine über 2000 Jahre alte Wandinschrift, die bei Grabungen entdeckt wurde. Ich weiß nicht, welche Kultur gemeint war, aber wenn sie untergegangen ist, dann sicher nicht wegen jugendlicher Untaten sondern wie alle anderen an der Unfähigkeit der Erwachsenen, sich neuen Herausforderungen anzupassen.